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Dokumentarfilm
Al Halqa - Im Kreis der Geschichtenerzähler
2010, Dokumentarfilm, 90 min.
Der Film wurde gefördert von:
Kinetische Raumskulptur
Al Halqa Kinetics
Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt Berlin, 2011
In Zusammenarbeit mit Hannes Nehls
Installationsbeschreibung Auf dem sehr belebten großen Platz Djemaa El Fna in Marrakesch – dem Platz der Gehenkten – fließen die unterschiedlichsten Strömungen von vitalen, archaischen Überbleibseln der immateriellen Künste zusammen; der Platz ist ein wahres Auffangbecken, ein Konzentrat der mündlichen und gestischen Überlieferungen, wie sie vormals in ganz Marokko verbreitet waren. Hier haben sie sich am längsten und relativ ungebrochen erhalten.
Die begehbare interaktive Raumskulptur von Thomas Ladenburger und Hannes Nehls transformiert diese Darbietungen und macht sie mithilfe der Technologien von Projektion, Licht, Film und Akustik gegenwärtig und neu erfahrbar. Die performativen Darbietungen, und in gewisser Weise der Platz selbst, erfahren durch die Installation eine virtuelle Wiederauferstehung und Neubelebung. Die Installation wird vorläufig in Berlin und Paris gezeigt werden.
Der Besucher betritt einen großen dunklen Raum, indem unzählige strahlende Stoffbahnen scheinbar frei schwebend flanieren. Es sind schmale Bahnen eines leichten, doch groben Stoffes, der an traditionelle marokkanische Kleidung, die Fokiah oder Djellaba erinnert.
Elegant und präzise schweben diese Bahnen durch den Raum, als würden sie einer fremd bestimmten Choreographie folgen. Aus der Tiefe des Raumes erklingen Töne: Momentaufnahmen der Halqas des Djemaa El Fna. Wie der Besucher selbst, richten sich diese beinahe erhabenen Bahnen auf den Ursprung des Klanges, wandern gemächlich in dessen Richtung und reihen sich ein in den Kreis einer nicht-existenten Zuhörerschaft, ganz so, als würden sie zuhören.
Nähern sich diese Stoffbahnen dem klanglichen Nukleus, bringen Projektionen von Bewegtbildern sie zum leuchten. Bildwelten von den Halqas des Djemaa El Fna reflektieren an ihrer Oberfläche. Auch der Besucher selbst geht auf Tuchfühlung. Er ist eingeladen, die Tücher zu berühren und sich einen Weg durch sie hindurch zu bahnen. Die einzelnen Stoffbahnen interagieren mit ihm. Sobald er an sie herantritt oder gar berührt, weichen sie zur Seite, machen ihm den Weg frei oder öffnen den Blick in die Mitte des Kreises, zur Tonquelle und Projektion.
Wie der Platz Djemaa El Fna in Marrakesch befindet sich die gesamte Installation in ständigem Wandel.
> zur Projektwebsite: www.alhalqa-kinetics.com
Virtuelles Museum
Al Halqa Virtual
Internet-basiertes Archiv
Der virtuelle Platz Djemaa El Fna als kollektives Gedächtnis
Das immaterielle Weltkulturerbe des Djemaa El Fna, die über generationen tradierten mündlich überlieferten Geschichten sind nicht nur in den Köpfen der Hlaiqi gespeichert, sondern überleben noch im Gedächtnis jeder Großmutter, jedes Großvaters und in der Bevölkerung Marokkos. Im Laufe der Zeit ist der Überlieferungsfaden von einer Generation zur nächsten brüchig geworden.
Genau hier setzt die Idee des virtuellen Museum Djemaa El Fna ein. Fast jeder Haushalt in Marokko verfügt über ein Smartphone, also Möglichkeiten Bilder und Töne aufzunehmen. Mit dem virtuellen Museum Djemaa El Fna soll ein Aufruf in der Bevölkerung gestartet werden, die Geschichten der Großmütter und -väter aufzunehmen und per upload ins Archiv der Platform mit anderen Menschen zu teilen. Neben mehreren hundert Stunden an bereits existierendem Audio- und Videomaterial, tausenden von Fotografien, zahlreichen Texten und histormischen Bildern, wird Al Halqa Virtual durch die aktive Teilnahme seiner Besucher zum kollektiven Gedächtnis des immateriellen Kulturerbes in Marokko.
Neben der Sammlung dieser Erzählungen ist ein wichtiger Aspekt, den kulturellen Kontext der Hlaiqi des Djemaa El Fna aufzuzeigen und einen Blick hinter die Kulissen zu gewähren. Viele der Halqas sind untrennbar mit bestimmten Regionen Marokkos verbunden. Über Dokumentionen werden diese Geschichten erzählt und durch die Platform in verschiedenen Sprachen zugänglich gemacht.
Stellen Sie sich vor, sie besuchen zum ersten Mal den Platz Djemaa El Fna in Marrakesch mit seinen ständig wechselnden zirzensischen Darbietungen. Vor Ihnen eröffnet sich eine zunächst fremde Welt - Hlaiqi, die inmitten der Menschenkreise mit ihren performativen Darbietungen ihre Zuschauer begeistern. Aber von was erzählen sie? Was genau passiert dort und woher entspringt diese über jahrhunderte tradierte Kulturform? Auf Al Halqa Virtual können Sie Informationen zu genau der Halqa, in der sie sich gerade befinden, abrufen. Sie haben die Möglichkeit, übersetzte Filmausschnitte der Darbietungen zu sehen, erfahren den kulturellen Zusammenhang und historischen Kontext.Welche Halqa gab es früher an genau dieser Stelle des Platzes und welche Darbietungen wurden vorgeführt? Sie erfahren, dass jede Halqa, sei es die der Geschichtenerzähler, Musiker oder Akrobaten eine fest definierte Stelle des Djemaa El Fna zugewiesen bekommt.
Durch übersetzte Filmausschnitte und Tondokumente entsteht ein „virtueller Führer“ des Platzes. Den Besuchern wird ein Blick hinter die performative Oberfläche der Vorführung gewährt, um die Bedeutung der immateriellen Künste für die marokkanische und menschliche Kultur hervor zu heben.
> zur Projektwebsite: www.alhalqa-virtal.com